Aufzeichnungen Amaris – Ortwin (jetzt komplett mit Teil 3+4)

Aufzeichnungen des Ortwin, Baron  Siebenhöfens, über die Vorkommnisse der 5. Expedition nach Amaris.

Die widerlichen Reste der üblen Infektion, mir durch untotes Gezücht geschlagenen Wunden beigebracht sind den Medikern zufolge  auskuriert. Zumindest der Körper zeigt bis auf einige Narben keine weiteren Anzeichen des Erlebten mehr. Indes verursacht  in manch dunkler Nacht der ein oder andere Alp mir schweres Drücken auf der gepeinigten Seele.
Ob der erneut verlorenen Männer wegen oder der von ghulischen Schergen herbeigeführten Begegnung mit meiner eigenen Vergänglichkeit kann ich nicht ergründen.
Dem eynen Herrn sei Dank, dasz er mir und meinem getreuen Weibel im dunkelsten Moment wahrhaftig einen Engel sandte, uns zu  erheben wider die bozephalischen Peinigungen. Doch will ich das Erlebte nicht vergessen und alles der Reihe nach zu Papier  bringen, mich zu erinnern für alle Zeit.

Die Reise
verlief wie erwartet zu dieser Jahreszeit keinesfalls ohne Komplikationen ob der vom Wettstreit des Frühjahrs mit dem noch mächtigen Winter rauhen See. Aus den vergangenen Expeditionen hatte ich gelernt und für diese einen größeren Tross  zusammenstellen lassen.
So bat ich ob deren hervorragenden Künsten im Felde wegen, den Herrn von Bärhegen mir seine Köche anzudienen, den Tross und mich an Leiblichem nicht Mangel leiden zu lassen. Diese vorlaute Medikerin wurde mir von der guten Mutter Moll mit auf den Weg gegeben  und sie brachte sogar eine Eleve der Heilkünste mit.
Bei nächster Gelegenheit muss ich Mutter Moll noch Danken für ihre Ahnung und  ihre wahrhaftig himmlischen Geschenke.

Für das geistige Wohl stand mir treu und auf dieser Reise der Kirche verpflichtet Bruder  Decius bei. Für die Garderobe, auf Expeditionen traditionell stärksten Unbilden ausgesetzt, meldete sich tatsächlich eine freier Schneidersmann samt Zugehern aus den Kaufmannslanden, der sich dingen ließ. Ein ganz und gar tüchtiger Kaufmann, der jedwede Geschäfte betreuen kann. Für den Schutz, wohl notwendig rückblickend, vertraute ich erneut auf Ekarius und die vier erprobten Knechte seiner Faust. Aus dem fernen Weißenstein bot sich ein Jägersmann an, den Tross mit Bret zu versorgen und auch wohl bekannte Freunde mit mir noch immer nicht geläufigen Namen – Märslu? Brumba? – schlossen sich an und führten gar ein Handvoll halbwüchsiger mit sich.

Zusammen zählte die Expedition ganze einunddreiszig Köpfe und muszte gut versorgt werden. Zu diesem Zwecke liesz ich den guten Meister Sindo und seinen Haufen aus Spielleuten und Hübschnerinnen vorauseilen und eilig ein angemessen Lager bereiten.
Ja, auch das Schiff hatte ich sorgfältig ausgewählt, sollte es doch mehr Leute und Ladung fassen sowie die hohen Wellen etwas sanfter durchsegeln. Mein hochgeborenes Gekröse hiesz mich einige Tage ganz gemein die Fische füttern und lehrte mich, dasz auch die schiere Größe eines Schiffes nicht die Seekrankheit bekämpfen kann. Irgendwann werde ich mein Gekröse schon daran gewöhnen und fürderhin machte die „Sternenschreiter“ zumindest an meiner statt eine gute Figur.

Die letzten Meilen dann an Land zurücklegend kam die Expedition dann im vortrefflich eingerichteten Lager an und Meister Sindo verdiente sich sein erstes Lob ob meiner voll erfüllten Erwartungen. So hiesz der Koch dann auch eiligst die Kessel und Feuer heizen, den Hungrigen ein anständig Mal aus allerlei Gebratenem zu kredenzen. Noch am selben Abend fanden sich Herr Eberhardt von den knochenwalder Haudraufs und jedwedes andere Volk ein, Siebenhöfen zu begrüszen und sich über den vergangenen Winter in Amaris auszutauschen.

Wie sich alsbald herausstellte, war von Knochenwald aus, nicht zur Gänze uneigenützig, das Gildensystem weiter vorangetrieben worden und Herr Eberhardt hatte sich durch Einsatz – er weilte den Winter in Amaris – und geschickter Zunge wie Tatkraft wegen das Vertrauen des sogenannten Königs  von Laigin erworben und wurde zum Souverän des Stadtteils Laigin ernannt.

Vielleicht werde ich irgendwann verstehen, wie ein so wirres Konstrukt von Gesellschaft zustandekommt, hoffe der Ordnung und des Friedens halber jedoch es vorher in eine anständige Form bringen zu können. Zumindest für den Stadtteil Laigin kann ich reklamieren mit Knochenwald Recht und Ordnung gebracht und gestützt zu haben.
Die anderen Stadtteile würden mehr Einsatz erfordern, wie ich alsbald herausfinden sollte.  Zu meinem Leidwesen waren einige verlässliche und zaghaft aufgebaute Kontakte zu gewissen Personen, die sich gewandt in den Schatten der Stadt bewegten über den Winter verschwunden und so muszte ich vorerst allein auf mein Gesinde hoffen, gewisse Dinge regeln zu lassen.

So überantwortete ich Meister Sindo einen Teil meiner Börse mit dem Wissen, dasz dieser gewiss nicht unbeleckt im Tätigen zweifelhafter Geschäfte ist. Ich denke er verstand die äuszerst missverständlich ausgesprochenen Worte, die ich währenddessen zu ihm sprach.
Die Warnungen über Angriffe von Ghulen und die erste Begegnung mit diesen beunruhigte mich an diesem Abend etwas und ich beschloss zur Heerschau am kommenden Tage ein Turnier zu veranstalten.

[nextpage title=“Amaris – Teil zwei“]

Die erste Nacht
auf festem Boden seit über einer Woche ließ mich schlafen wie der sprichwörtliche Stein. Kein Unbehagen. keine Gefahr oder
vermochte mich zu wecken und so erwachte ich erfrischt wie schon nicht mehr gekannt in meinem Zelt.
Es fiel mir wieder ein, wieso ich dieses einfache Leben im Feld so liebte. Im Lager waren bekannte Stimmen zu hören, ich hörte das Gesinde arbeiten und von Ferne klang der Hammer der knochenwalder Schmiede hell in meinen Ohren. Der Klang vermischte sich mit rauhen Stimmen fähiger Kerle und allerlei unsinnigen Disputen ringsherum. Kurzum, ich fühlte mich wohl und zurückerinnert an interessante Zeiten meiner selbst. So lag ich gut und gern eine halbe Stunde auf meiner Statt und lauschte dem Treiben des Feldlagers, den Heldengeschichten der Soldaten und den Ruhmestaten der letzten Nacht.

Irgendwann dann trieb mich mein Leib dann aus dem Zelt und der Tag konnte beginnen. Wie ich bereits wusste, blieben mir auch im Felde Amaris ungeliebte Aufgaben nicht ganz erspart und so nahm ich am politischen Leben dieser Stadt teil, gesehen zu werden und Einfluss zu erlangen.
Das ungeliebte Richteramt nutze ich als Ruhepause und ordnete das Erfahrene des Vormittags in meinen Gedanken. Welches Verfahren gerade lief vermag ich nicht mehr zu erinnern, da unerheblich und in dieser Stadt ohnehin jedweder Bürger und die Hälfte aller Gäste irgendeiner mehr oder minder schweren Missetat schuldig sind.

So ergründete ich, dasz diese Hexe, Yamada geheiszen sich über die Maszen ungebührlich benahm und die Rede von einem Nekromanten in der Gegend sei. Die Orken um Amaris hatten angeblich mit dem Nekromanten eingelassen und irgendwelche Zwerge sorgten für Unruhe. Die größte Unruhe ging vorerst
jedoch von den Ghulen aus, die sich nicht an alte Geschichten über den Untot halten wollten und auch im helligsten Schein des allsehenden Auges Jagd auf Unversichtige machten.
Es zeigte sich, dasz von diesen Kreaturen eine Seuche übertragen wurde, durch Biss und Kralle, die arme Opfer binnen Stunden oder Tagen in ihresgleichen verwandelte. Grausig war mir die Vorstellung vielleicht meine eigenen Mannen so sehen zu müssen und
doch blieb mir dieser Alp in den kommenden Tagen nicht erspart. Ich grübelte, wie alles zusammenpasste und kam nicht umhin wiederum die Magie Wirkenden der Stadt zu verdächtigen, gehen doch die meisten unheiligen Schandtaten von Solchen aus!

Einstweilen stand das Turnier an und ich hatte mich vorzubereiten. Als sei die Plage durch die Ghule noch nicht genug schleppte sich mehr und mehr von Flöhen befallener Pöbel in mein Lager, hier Heilung zu erfahren. Angewidert ließ ich geschehen und wunderte mich über die darob untätige Heilergilde. Hatte ich doch persönlich bei Herrn Eberhardt vorgesprochen, dasz ich und mein Tross die Regeln einhalten wollen und ich deretwegen meine Medikerin sich einzuschreiben hiesz. Bevor noch ich mich aufmachen konnte, die Gildenmeisterein der Untätigkeit in der Flohplage zu mäszigen brach auch schon die nächste über mich herein.

Ein grauenvoll einfältiges Weib, hübsche Tochter irgendeines reichen Pfeffersacks Laigins hatte es auf mich abgesehen und drängte sich gar übelst enervierend mit garstig lauter Stimme in meine Gedanken. Der Höflichkeit und des Aufhebens während des Turniers wegen nahm ich mich ihrer an und hätte Bruder Decius nicht strafenden Blickes Anstand gefordert, war ich schwer versucht ihr fast selbst die Gurgel zuzudrücken doch endlich zu schweigen. So setzte ich freundlich Miene auf und achtete mit schmerzenden Ohren die Etikette. Die heilige Lukretia musste ein Einsehen
gehabt haben und sandte eine Hübschnerin, die äußerst ungeschickt auf dieses Weibsbild fiel und ihr so den Tag verleidete.
Vielleicht war es auch Meister Sindo oder ein anderer Begleiter, der es verstand meine Miene zu lesen und für diesen Unfall siebenhöfener Handschrift sorgte. Dankbar atmete ich durch und konnte mich auf die Heerschau respektive das Turnier konzentrieren und dessen Ausgang genieszen.

Nun um die Truppen wissend, konnte ich mich um die geistigen Fähigkeiten vor Ort kümmern. So liesz ich in die Bibliothek marschieren und dort Bruder Decius die Schriften zu durchforsten nach Anhaltspunkten zu den unheiligen Vorkommnissen. Zwei Halbwüchsige gingen ihm dabei zur Hand und ich hatte keinen Zweifel, noch bis zum Abend Ergebnisse vorliegen zu haben.
Die erste Ratssitzung fand statt und ich fand Gefallen daran, beizuwohnen und die zum Teil recht unerfahrenen Ratsherren mit Spitzen zu locken und ein wenig auf den Zahn zu fühlen.

Die bekannterweise sehr lückenhaften und erneut nicht auffindbaren Gesetze Amaris könnten sich durchaus nutzen lassen, recht schnell eine gewisse Ordnung durch harte Hand entstehen zu lassen und ich stieß in diese Richtung vor.
Die mir bereits bekannte Rotkappe Edward konnte ich erfreulicher Weise mit einem noch andauernden Scheindisput über die zwingende Notwendigkeit von peinlichen Befragungen ablenken und so die Türen für ein hartes, schnelles Durchgreifen öffnen. Der erste Probelauf eines Notstandes am folgenden Tage verlief ganz nach meinem Geschmack und zeigt für die Zukunft Amaris gangbare Wege auf.
Die Rotkappe selbst scheint bis auf wenige Prinzipien recht offen für allerlei Argumente zu sein, welche das sind werde ich noch herausfinden …lassen. Zumindest scheint er zu Wissen, wie eine Stadt funktionieren kann und muss.

Später hörte ich dann von niedergemachten Knochenwaldern am Friedhof, wo sie ihren Weibel Kora aus Ghulhand befreien wollten. Töricht und ungeschlacht war ihr Vorgehen, hatte ich sie doch gewarnt voreilig in den Wald zu ziehen. Was blieb mir anderes übrig, Eberhardt und seine Mannen herauszuschlagen?
Eilig hiesz ich Ekarius rüsten und Männer sammeln um kurz darauf Knochenwald beizustehen. Auf dem Wege zum Friedhof kamen mir dann auch schon vereinzelt Geschlagene und übel zugerichtete aus Eberhardts Haufen entgegen, so dasz ich schlimmes Fürchten musste.
Zum Glücke traf Siebenhöfen rechtzeitig ein, Schlimmeres zu verhindern und unter kundigem Vorgehen Ekarius und seiner Faust konnten die Ghule zurückgedrängt und der knochenwalder Weibel befreit werden.
Als besonderes Schauspiel wurde ich Bruder Decius im Kampfe angesichtig. Gewaltig schmettert er, den Weihrauch schwenkend, mit Gebeten den Untot ab und nimmt garselbst die Armbrust zur Hand. Während des ganzen Scharmützels wurden zwei Männer Ekarius von Ghulen verletzt und waren fortan infiziert. Decius‘ Gebete sollten ihnen zumindest über die Nacht helfen.

Für den Abend dann konnte ich eine vortreffliche Bande an Spielleuten dingen, die das Lager füllte und für herrlich Kurzweil sorgte.
Im Schutz der Dunkelheit trieben weiterhin Ghule ihr Unwesen und brachten ihren Herrn und anderes widerwärtig Gezücht mit. Es war die Rede von dem bekannten Nekromanten und sogar dem im letzten Herbst vertrieben gehofften Blutsauger, der mich einen Mann und zahllose Gebete gekostet hatte.
Als sei dem nicht genug, trieben gar elementare Spuke ihr Unwesen, hinter denen ich diese Yamada Hexe vermutete. Es war an der Zeit diesen verdarbten Zauberern das Handwerk zu legen, doch wollte ich bis zum Tage damit warten.

[nextpage title=“Teil Drei“]
Wieder erwachte ich erfrischt und lauschte der Dinge die mich im Felde umgaben. Erwartete ich einen Morgen wie den letzten, wurde ich jedoch eines Besseren gelehrt! Als ich die Bettstatt verließ und mich ankleidete erhob sich Tumult vor meinem Zelt der mich neugierig werden ließ.
Nachträglich wünschte ich an diesem Tage nicht vors Zelt getreten zu sein. Kaum stand ich im Licht des Tages, fiel mein Blick auf ein gar
widerlich besudelt Lumpen mit einer – es muss daimonisch gewesen sein – verhexten Puppe darauf. Dieses unheilige Spielzeug bozephalischer Unholde starrte mich aus unersättlich gierigen Augen an, die mir schier das Blut in den Adern gefrieren lieszen. Das Schlimmste jedoch war die tatsache, dass ich diese Augen kannte. Weder weiß ich woher, noch warum doch war mir gewiss, diese Augen sprachen von Hass und würden nimmer ruhen.
Eiligst liesz ich dieses Hexenwerk entfernen und setzte allerlei Gesinde darauf an, den Urheber zu stellen doch war dieser
nicht zu ergründen. Allerdings hinterlies er überall in Amaris Schmähschriften und rätselhaft Botschaft an mich.

Den ganzen Tag lang war ich ob des üblen Hexenwerks nicht ganz bei mir, was mich dann später auch fast das Leben kostete. Neben einer weiteren enervierenden Ratssitzung musste ich erneut zu Gericht sitzen über eine vorgebliche Nekromantin. Unter anderen Umständen wäre sie sicher leicht zu überführen gewesen, doch war ich immer noch nicht ganz Herr meiner Gedanken und zu alledem war pure Nekromantie nicht verboten in Amaris!
Es blieb also nur, dieses der schlimmsten Verbrechen schuldhafte Weib wegen Verstoszes gegen lächerlich Gesetz zu richten.
Eine im Voraus eilig geschlossene Einigung mit der Lustgilde bezüglich Strafen und Vergünstigungen der Truppe derethalben wurde aufgrund der voreiligen und unbedachten Äuszerungen des Beschuldigers leider hinfällig, konnte ich doch so die anderen Richter nicht auf ein höheres Strafmasz drängen. Diese verfluchte Puppe!

Indes vollzog sich die Krankheit bei vielen der knochenwalder Männer und auch meine beiden Befallenen waren nicht fest genug im Glauben sich der Verwandlung zu erwehren. Sie mussten viel Sünde auf sich geladen haben, dasz der Eyne sie diese Strafe in dieser Welt durchleben und durchsterben liesz. Sicher verwahrt im Zwinger, durchkauten sie ihre eigenen Körper, sich den Fesseln zu entziehen gruben sie sich anschlieszend nach Ghulart durch die so beschmutzte und entweihte Erde. Ich musste für ein anständiges Ende ihrer selbst sorgen.
So kam es mir nicht ungelegen, dasz für ein Gegenmittel einer letzten Zutat bedurft wurde, die nur auf dem abgelegenen Friedhof zu finden war. Ein durchtriebener Plan sollte Erfolg bringen und mir fast das Ende. Zwei Einheiten umgingen die aus Orken und Unmengen von Ghulen bestehende Bewachung des Friedhofes, bereit, nach Ablenkung durch sich heldenhaft aufopfernd Siebenhöfen und knochenwalder Entsatz, die dringend nötige Zutat hinterrücks zu entwenden.
Anfangs funktionierte der Plan auch tadellos, die Orken waren beschäftigt uns finster anzustarren und ein Haufen Ghule konnte nicht widerstehen ihrer tumben Gier nach Lebendigem nachzugeben und den Trupp anzugreifen. Darunter auch meine verwandelten Männer. Es schmerzte mich sehr sie in meinen besudelten Farben durch den Wald schlurfen zu sehen. Unter meinen Gebeten und den geschickten bedolchten Händen dieses
Taurons erlösten wir ihre Seelen von dieser unheiligen Schmach. Kurz darauf verhexte der plötzlich auftauchende nekromantische Meister der Ghule den Wald und niemand aus meinem Trupp konnte im unheimlich dichten Nebel sehen und hören. Der Nebel verging rasch, doch wurden wir vom rasch heranrückenden Feind überrascht.
Ein geordneter Rückzug, die Ghule und Orken vom heimlichen Diebeskommando abzulenken zeigte sich taktisch sehr erfolgreich, bis, ja bis dieser Unhold von Nekromant den Boden und mir sowie Begleitern die Beine verhexte.
Kein Schritt war mehr möglich und so mussten wir uns an eine Stelle gefesselt den Orken als Gegner erwehren. So war der Kampf nicht zu gewinnen und wer verhexte Beine hatte wurde übel niedergeschlagen und konnte sich nicht vom Flecke rühren. Das letzte Stündlein so durchlebt war es an der Zeit dem Leben zu entsagen und für einen gute Sache sich geopfert zu haben. In Gedanken das letzte Gebet sprechend, durch Hexerei an den Boden gefesselt, wurden wir vom Nekromanten aufs Schlimmste verhöhnt. So warf er uns Wehrlose seinen ekelhaften ghulischen Widergängern zum Frasze vor und hiesz sie, sich von uns bei lebendigem Leibe zu nähren und unheilig geschändet und an Fleisch
und Seele verstümmelt dem Leben fast zur Gänze entrissen zurückzulassen.
Der knappen Handvoll Ghule, die ich im letzten Aufbäumen erschlug, folgten doppelt so viel weitere und die schlimmen Dinge nahmen ihren grausamen Lauf.
Wie lange wir dort lagen im Blut und Dreck der Gegner wie eigenem vermag ich nicht zu sagen. Fast schon auf der anderen Seite holten mich die eigenen Gebete weit genug zurück, meinen treuen Weibel entfernt nach mir ächzen zu hören. Mit purem Willen schleifte er seinen grausig zugerichteten Leib zu mir und gab mir von Mutter Molls Medizin. Welcher Vorsehung folgend sie dieser Elda dieses Geschenk anvertraute, muss auf ein Wunder zurückzuführen sein. Der bitteren Pillen, nach einem Raub an der Elda noch drei im Besitz, reichten genau, alle darnieder liegenden Hilfe beikommen zu lassen. Eine war für Weibel Ekarius, eine für die knochenwalder Alchimistin, der Feldschererei mächtig und die Dritte für mich.
Mit ersterbendem Atem genommen spürte ich alsbald die wunderbare Wirkung und mit Stoßgebet an den heiliegen Prätorius wurde ich einem Wunder gewahr, das neue Kraft in die Glieder spülte wider die untote Pestilenz und mit heiligem Licht die befleckte Seele reinigte.
Erst meinte ich meine Sinne vernebelt ob Mutter Molls Pille, doch wurde auch Ekarius offenbar was für uns bestimmt. Ein wahrhaftiger Engel in prächtigem Lichte der herrlichen Sonne zog vorüber am Himmel, gleißend in seiner Reinheit brannte sich das Licht in die verdarbte Düsternis meiner gerade noch sterbenden Gedanken und ich wusste, der Herr hat noch Aufgaben für mich in dieser Welt.
Der Pille wegen versiegten die zahllosen blutenden Wunden, machten die Schmerzen einer beflügelten Leichtigkeit Platz und Euphorias Lied liesz uns drei vor Tatendrang frohlocken. Allein die Kraft kehrte nicht zur Gänze zurück. Aus Mutter Molls Nachricht wusste ich, uns blieb eine halbe Stunde bis die Wunden wieder aufbrachen und wir den Preis doch noch zahlen müssten. Eiligst wurde der Trupp versorgt und humpelnd und geschunden schleppten wir uns zum Friedhof, die Zutat zur Sicherheit wie Not doppelt zu holen und machten uns den langen Weg zurück in die Stadt. Fast auf die Minute dauerte der Weg ins Lazarett und die Pille versagte ihre Wirkung.

Die nächsten Stunden waren dunkel und voll schlimmem Schmerz, doch verstand ich – wir hatten Erfolg. Nichts konnte mich abhalten von Zuber und Bier, wie ich rekonvalenzierte und zur Ehre der gefallenen Knechte Ansprache hielt am abendlichen Feuer. Das Erlebte trieb mich früh zu Bett und so mussten die nächtlichen
Attacken von Puppen und anderen Gräueln ohne mich zurückgeschlagen werden, hatte doch Siebenhöfen genug Opfer für diese verkommene Stadt gebracht.

[nextpage title=“Teil Vier“]
Die Nacht brachte tiefen erholsamen Schlaf und so haderte ich nicht dem Tage, der anbrach mit herrlichem Licht. Allein die geschlagen,
oder besser gerissenen Wunden machten mir zu schaffen. Nun ist’s das schwere Los der Edlen, mit Beispiel und herrlich voran zu schreiten und so stellte ich mich den enervierenden Aufgaben des Tages.
Alsbald stellte sich heraus, dasz eine Art Familienfehde unter den vampirisch Wiedergängern die Stadt geiszelte. Unruhige Geister hatten nächtens Visionen und erzählten wirr von Vampiren, Brüdern, Schwestern und einem aufzustellendem Heer. Die Geschichte zu ordnen hiesz ich mein Gesinde diese niederschreiben für weitere Analysen durch Gelehrte in diesen Dingen. In der Heimat wird sich jemand darum kümmern. Fürderhin sollte der Tag mit der Erfoschung der Hintergründe gefüllt werden.
Die äußerst rüpelhaften Zwerge gerieten mit einem Wiedergänger aneinander der sich Chevalier von *hier verließ mich mein Interesse* nannte.
In gewissem Masze sehr verständlich, erdreistete sich dieser gar, mich zu beleidigen und drohen. Allein mein Verstand und sein schlechter Atem hielten davon ab, meine Männer an dieses unheilige Scheusal zu verschwenden. Ich erschrak selbst etwas vor meiner inneren Wut, doch waren mir ob bereits erlittener und vermeidbarer Verluste meine Männer teurer als mein gerechter Stolz und ich verzichtete auf wilde Versuche der Züchtigung. Die Hintergründe dieses Chevalier-lachhaft!- und seines Herren, so wie die des verdarbten Nekromanten finden in der Niederschrift des Gesindes Einzug und werden so genau Beschrieben später in der meiner Bibliothek verwahrt.

Die Zwerge, von bekannt hitzigem Gemüt und unbelastet von hohem Intellekt stritten sich heftig mit dem Chevalier und den seinen und unterlagen selbstredend. Wie dumm. Auf ein Eingreifen verzichtete ich sogar schmunzelnd aus bekannten Gründen und als Satisfaction für der Zwerge schlechtes Benehmen.
Weiterhin steckte diese Yamada Hexe, und mit Sicherheit auch ihr nicht weniger zauberkundiger Bruder irgendwie mit in dieser Geschichte.
Bisher ohne Beweis, jedoch beweiszt Unschuld bekanntlich garnichts! Mit allerlei Gesprächen versuchte ich den Beweis zu erbringen, doch sollte die Hexe selbst sich verraten. Es war zudem die Rede von einem Heer, das gen Amaris zog und der bereits bekannte Vampir scheute sich in seiner verdarbten Art nicht zu versuchen, die Knochenwalder übers Ohr zu hauen und dem Herrn Eberhardt in vergangener Nacht einen Handel anzudienen.
Schwere Befürchtungen hege ich, dasz Eberhardt dem Cahrisma und Einflüsterungen dieses Dragonetti erlag und einwilligte, zumal sein Kämpferherz doch Einiges an Argwohn vermissen lässt.
Auch wenn Herr Siegbrecht als Magus der Beherrschung wenig Vertrauen verdiente, bin ich sicher, er wäre Eberhardt hierbei eine guter Ratgeber gewesen. So kommen die Dinge manchmal anders als gewünscht.

Da immer noch Wundschmerz mich piesackte stieg ich in den Zuber und lud Meister Cindo ein, mir Gesellschaft leisten beim Bade. Bis heute habe ich nicht verstanden, was ihn abhielt seinen Turban abzusetzen bei des Bades Hitze, litt er doch sichtlich darunter. Sei’s drum. Ein Mann mit Prinzipien, seien sie auch noch so seltsam, ist eben ein Mann mit Verlass. So ließen wir bei Geschichten und den kundigen Händen der Hübschnerin den Tag drauszen bis Schlachtenlärm uns das Bad verlitt.
Nicht nackend das Schlachtfeld mit männlich Pracht zu beeindrucken warteten wir ab, bis sich das Getümmel an anderen Platz verschob. Die Schreie der Verwundeten in den Ohren war es wahrlich nicht einfach, sitzen zu bleiben bei hinter der Türe tobend Schlacht. Nach Ewigleiten will ich meinen, ward das Gesteche weiter in die Stadt geschoben und ich konnte eiligst ins Lager, grob anzurüsten, den Feind niederzuwerfen.

Mit des Zubern Hitze im Leib kam ich mit Cindo keinen Augenblick zu früh ins Feld. Meine Gelbröcke hart angeschlagen, viele Knochenwalder blutend darniederliegend und der kümmerliche Rest Amaris mit zitternden Schwertern vor dem Gegner wartend
bot sich mir ein übles Bild. Als Lichtblick schallte Bruder Decius über die Szenerie und ich sah ihn ohne Furcht den Weihrauch schwenkend, einige Gegner vor sich hertreiben. Oder erstarrten sie bange?
Hurtig sammelte ich was noch übrig war und schritt von Zorn und Zuber heftig erhitzt lauthals voran, zu retten was zu retten war. Nichts Geringeres als den Tag und die Stadt Amaris. Meister Cindo hiesz ich anstatt Seemann heute Krieger zu sein und neben mir fand sich neben dem stets treuen Ekarius zu meinem Erstaunen mein Flickschuster in des Kriegsknechts Tracht. Hätte er die Schuhe so gerichtet wie an diesem Tage Gegner, bei Hilarius, er wäre ein Gildenmeister in der Heimat!
Wieder und wieder hiesz ich stürmen und konnte mit eifrig Tat den Mut der Knochenwalder und anderer Streiter wieder und wieder erwecken. Bis der Chevalier von Wasauchimmer, Anführer der Wiedergänger und die Yamada Hexe als Puppenspielerin  merken mussten, wie es um sie stand. Ein letzter Versuch des Schurken war, Herrn Eberhardt im Duell zu bezwingen, doch führte dieser ein Klinge, die dem toten Leib des Chevaliers auch den letzten verbleiben Tropfen lebendigen Blutes herausschneiden zu vermochte.
Diesem beraubt brach er samt Gefolge zusammen und mir blieb die Genugtuung die Yamada Hexe endlich vor aller Augen zu richten und den Spuk zu beenden.

Das Erlebte beschäftigte alle und selbstredend vor Allem die Mediker. Eine seltsame Stille, wie sie nur nach verlustreich gewonnen Schlacht zu beobachten ist, legte sich über Amaris und für Viele spendete nichtmal der Abend voll Bier, Gesang und Tanz genug Trost und so ward der Abend recht bedrückt. Höchstselbst setzte ich mich mich gar ans Feuer des großen Platzes wo die Tagelöhner der Stadt sich breit machten und lehnte höflichst Speis und Trank ab, nutzten sie doch alle einen Topf, einen Teller und ein Besteck.
Mir scheint, unbelastet von all dem Wissen und den Pflichten von denen ich erfüllt, leben sie ganz vorzüglich. Abgesehen von Schmutz und Hunger, doch selbst dieser schien sie nicht zu leiden.
Als Höhepunkt wurde ich angesichtig, wie sich Mutter Molls sanftmütige Elda nach der Strasze Sitte sich zünftig mit einem Bettler prügelte. Herrlich.

Amaris vorerst befriedet, konnte ich nun nicht wie einfach Volk der Dinge harren, sondern musste vorbereiten die Zukunft dieser Stadt und vor Allem die der Heimat. Der Salzhändler vom Kontinent hatte sich zwar nicht blicken lassen, doch werden auch Briefe ihr Werk tun. Das Erlebte im Geiste betrachtend und vor mich hinstarrend beschloss ich, zuvor gereiften Plan umzusetzen. Hatte sich mir doch einer seiner Pfeiler offenbahrt in finsterster Stund und täglich Gebahren auf Reisen und im Feld.

Inzwischen zurück in der Heimat sind die Anweisungen gegeben, die Handel geschlossen, die Dinge nehmen ihren Lauf.

Soviel zur fünften Expedition Amaris.

 

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