Gegenrede zur Philosophie und Vernunft in der Mission
Unlängst schrieb mein verehrter theologischer Kollege Prodomus von Duhle in einem Traktat über „Philosophie und Vernunft in der Mission„, welches mich zu dieser Gegenrede zwingt. Denn mir düngt, unser verhrter Bruder hat den tiefsten Grund des Glaubens aus den Augen verloren.
Seine Abhandlung lässt sich wie folgend zusammenfassen: Der Eyne kann nur vernünftige Manifeste erlassen. Folglich müsse man die Ungläubigen nur in der Kunst der Philosophie und des folgerichtigen Schließens unterweisen und so würden sie zwinglich die Wahrheit der Manifeste und damit zum wahen Glauben finden.
Die begrenzte Vernunft der Sterblichen
Dabei geht unser Bruder in zwei Dingen der Vernunft selber fehl. Es ist wahr, dass die Weisungen des Eynen nicht gegen die Vernunft gerichtet sein können, aber dies betrifft eine unendliche Vernunft und nicht die von uns Sterblichen. So nimmt unser Bruder an, der sterbliche Mensch sei in der Lage, dieselbe Einsicht zu erhalten, wie der Höchste. Welch Hybris? Gerade weil wir Sterblichen in irdischer Begrenzung leben, erhielt Hilarius die Weisungen als Offenbarung. Schulte ihn der Eyne etwa in Philosophie? Nein, er übermannte den Phorpheten und zwang ihn in den Glauben hinein. Wer glaubt, der Menshc könne durch Studium zu derselben Weisheit gelangen wie der Eyne selbst, der setzt die Philosophen auf den Thron sogleich neben den Schöpfer.
Als Hilariusiten sind wir dem Wissen und Bildung verschrieben. Wir alle wissen um die theologischen Debatten, die brausen wie Stürme. Wir sind kleine schiffchen auf großen Meeren, ein jeder sieht den Horizont ein wenig anders und wir ringen in Kurien um die Wahrheit. Wer vermag einem Ungläubigen in der Femde so zu schulen, dass er unser gemeinsames Wissen überträfe und die Wahrheit selbst ohne göttliche Erleuchtung schaue, wo doch wir sKirchengelehrten selbst uns vom Irrtum nicht imemr frei sprechen können?
Glaube VS Vernunft
Nicht nur das, zudem nimmt unser Bruder an, alle weisungen seien durch Vernunft begründbar. Dem möchte ich widersprechen. Hier berührt er den Kern des Glaubens.
Warum tragen Hiulariusiten, Pretoriusaner oder Lucretianerinnen bestimmte Ordenshabits? Tragen wir weiß und schwarz, weil es die Vernunft gebietet? Brüder, nein! Wir zeigen damit unsere Zugehörigkeit. Es hätte auch ein anderes Habit sein können. So mag es auch mit einigen Manifesten sein. Wir können nicht mit letzter Gewissheit annehmen, der Eyne würde sie uns aus der Vernunft auferlegen. Wer darf mit Fug ausschließen, dass es keine Regel im Sinne eines Bekenntnisses zu verstehen sei. Dass der Gläubige bekennt, oh Herr, ich halte dieses Manifest ein, nicht weil mich die Vernunft dazu zwingt, sondern weil ich Glaube.
Nicht, weil wir die Manifeste für vernünftig halten, glauben wir an den Eynen, sondern weil wir an den Eynen glauben, halten wir uns an die Manifeste.
Denn wisset, Brüder, Wahrer Glaube ist gerade nicht irdische Vernunft. Wer allein seiner Vernunft folgt, denkt, er müsse nicht mehr glauben. Und doch glaubt er auch, dass er nämlich ebenbürdig in der Erkenntnis mit dem Allerhöchsten sei. Doch das ist Fehlglaube!
Wir Hilariusiten nutzen die Philosophie und die Kunst des folgerichtigen Denkens in der Bemühung der richtigen Auslegung der Manifeste, aber nicht um die Manifeste zu bestätigen. Was ist der Glaube, wenn er einer philosophischen Basis bedarf? Wer so sinnt, der stellt die Philosophie höher als den Glauben. Es ist nicht ceridisch, etwas höher zu stellen als das Allerhöchste.
So gemahne ich, der Botschaft Bruder Prodomos nicht vorschnell zuzustimmen. Sie mag ein Mittel unter vielen sein, die Heiden zur Wahrheit zu führen. Doch bedenket, leicht verfällt gerade der Hilariusit, seiner Schriftenkunde und seiner Studien wegen dazu, Verstand und Vernunft immerzu höher und höher zu werten und Gefahr zu laufen, beide am Ende zu Götzen zu erheben.
Der Eyne weilet unter uns zu allen Zeyten.
Ilfred zu Knarzen
Hilariusit und Gelehrter caridischer Dogmatikl