Wer, verehrte Leser, hat wohl noch nicht von ihr gehört?
Obschon diese Frage wohl eher Rethorikern zu Gesicht stünde, ist sie von höchstem Interesse dieser Tage! Jawohl.
Nun begab es sich im vergangenen Herbste, da sandt der Siebenhöfener Herr, Ortwin, eine Expedition aus gen Osten. Nichts Neues will man meinen. Tut er dies doch alle Tage und gar häufig in alle Winde. Indes! Diese wardt aus besonderem Sinnen.
Informationen und Visionen lagen dieser Expedition zum Grunde. Und zwar zur unser all Heiligen Theodora, Schutzherrin der Siechen und Gebrechlichen, heilige Patronin der Siechenhäuser. Was? und Welche?
Dem frommen Ritter Kuno von Bärhegen, berühmter ehemaliger Turnier- wie Mauerritter zu Siebenhöfen, nun belehnt mit dem Dorfe Dahle, erschienen tags wie nächtens in heiligem Scheine fremde Orte und Erinnerungen an die Heilige Theodora. Wie ja jedes Kind weiß, ist diese nun seit 143 Jahren verschollen! Fürderhin wurde ob dieser Visionen gar der allsehende Turm der Inspektoren berufen, diesen zu folgen. Lang war die Spur und führte Ritter wie Inspektoren in fremde mystische Lande wie das bekanntere Mytraspera, wo entscheidende Hinweise gefunden wurden.
Diese nun führten nach Osten in die sogenannten Zwielande. Unerforschtes Inselland voll grausiger Gefahren. Dort scheint es unsere Patronin hin verschlagen zu haben und die Expedition des Barons folgte diesen. Die Rückkehrer berichten von wandelnden Pflanzen, Totenbeschwörern und üblen Hexen, denen sie unter höchsten Gefahren für Leib und vor allem Seele etwas entrissen, dass als eindeutiger Beweis für Theodoras Wirken in diesen Zwielanden dasteht.
Ein Augenkreuz.
Ein Besonderes. Gefertigt aus purem Golde in Form und Gestalt der alten Königselle und Kunst folgend. Sein wunderbar Bildnis sei hier dargestellt.
Zur eingehenden Prüfung wurde es hier im Schutze der Mauern Siebenhöfens der klerikalen Kommission aus Gergondsmund vorgebracht, welche dieses heilige Zeichen nicht nur als wahr und wirklich, sondern gar zudem auch noch als heilige Reliquie Theodoras bekundet. So werden nachfolgend die Visionen, Inspektionen und die erfolgreiche Expedition von der Kirche offiziell als Wunder des Eynen und damit als sein Wille behandelt! Frohlocket!
Die Heroen der Expedition, die sich hervorgetan durch besonderen Einsatz – Sergeant Tauron, Kriegsknechte Waldemar und Lok Bollhöfer – wurden als Helden der Kirche und Siebenhöfens gesalbt und besungen. Ihr Herr Ortwin stiftet zu ihren Ehren ein Fenster in der neuen Kathedrale in Siebenhöfen, das ihre Heldentaten in farbigen Bildern wiedergibt. Wahrlich eine große Ehre!
Bei aller Freude jedoch darf nicht vergessen sein, wem und was diese recken das Heilige Gülden Kreuz entrissen! Totenbeschwörern, Wiedergänger, Baumwesen und Hexen. Zudem ist der weitere Weg der heiligen Theodora noch ungewiss im Dunkel der Zeit. Die Umstände lassen Schlimmes erahnen. Dieses Dunkel zu erleuchten wird eine weitere Expedition folgen. Jedoch dann nicht verdeckt und mit mehr Kriegsknechten und direkter klerikaler Unterstützung der Kirche. Auf den Straßen Siebenhöfens munkelt man sogar, Baron Ortwin wird sie wohl höchstselbst führen!
Arnulf Redenkamp
Schreiber der Wiedener Herolds
Der Sonnenorden lässt seinen Schäfchen vermerken, dass jedermann sich selbst dünken solle, was zu halten sei von einem Artefakt, welches heimgetragen wurde aus einer verderbten Gegend mit wandelnden Pflanzen, Totenbeschwörern und üblen Hexen. Reisende Sonnengläubige sollen sich mit solcherlei besudelten Orten auf einen Abstand von mindestens drei Schritt und nur mit Maske nähern oder besser sich davon gleich fernhalten.