Lady Gwynith: Tod. Lady Antonia: geschlagen. Sir Derius: Verliebt. Der Widerstand: dem Untergang geweiht?
Was müssen wir Furchtbares berichten. Vor einigen Wochen war eine solanische Expedition mit vielen Helfern aufgebrochen, um den Gerüchten um die entführte Lady Gwynith nachzugehen. Während der Reise, die geprägt war von Begegnungen mit Untoten und Gottkaiserlichen (wobei niemand sicher zu sein scheint, was wohl schlimmer war) schienen auch einige Expeditionsteilnehmer die Dame Gwynith getroffen zu haben. Welche Pilze, Kräuter oder Met sie vorher zu sich genommen haben, konnte aber nicht geklärt werden. Vielleicht war es auch eine gelungene Mischung aus allem. Denn nicht jeder sah oder sprach gar mit der eingesperrten Adeligen, die übrigens nicht in einem Rosentürmchen oder einem Gemäuer aus Elfenbein gefangen gehalten wurde. Sicher ist jedoch, der Dämon, in dessen Gewalt sich die Dame befand, hatte die Nase voll und setzte seiner einstigen großen Liebe ein schnelles und unrühmliches Ende. Er tötete sie und verbrannte ihren Körper.
Anders macht es Sir Derius. Denn nachdem seine große Liebe, die Lady Antonia vom neuen Herrscher übel bestraft wurde und nun eine deutlich sichtbare Narbe im Gesicht trägt, hat sich Sir Derius einer unversehrten Dame zugewendet. So groß scheint die Liebe für die Lady Antonia dann wohl doch nicht gewesen zu sein. Zumindest haben wir nie von kostspieligen Geschenken des Sir Derius an Lady Antonia gehört. Wahrscheinlich hätte die Dame sie sowieso versilbert, um den Widerstand zu finanzieren. Doch seiner neuen Liebe, deren Namen wir noch in Erfahrung bringen werden, hat er ein Prunkrapier geschenkt. Warum er ihr nun Waffen schenkt, anstatt Geschmeide, mag ein perfektes Beispiel dafür sein, dass Männer einfach keine Ahnung von Damenwünschen haben. Oder es ist ein Beispiel für den überaus schlechten Geschmack von Sir Derius. Den zeigt er auch darin, dass er weiter seinen Knappen, Arson, behält, obwohl der so schusselig ist, dass er seinen eigenen Namen vergisst.
Wie soll man bei all diesen Vorkommnissen und dem Wissen, das die Solanen, die an der Expedition teilnahmen, alle nicht glücklich sind, vor allem, da sie teilweise schwer bestraft wurden, noch an den Widerstand glauben? Oder soll man es mit Sir Ciscobran halten, der sich beharrlich zu glauben weigert, dass die Lady Gwynith tot ist? Vielleicht ist er verzweifelt, vielleicht ist er vernebelt, auch das wissen wir nicht.
Doch es ist bekannt, dass es in der Taverne zur Armunia wieder einmal drunter und drüber ging. Untote griffen wieder einmal an, Söldner, Nordleute und seltsames wildes Volk stritten sich um das Kupfer und Silber der ehrbaren Besucher und Lady Antonia versuchte verzweifelt herausfinden, wem sie wohl die Schuld an dem missglückten Rettungsversuch in die Schuhe schieben kann…
Tadona Katis (Schreiberin im Dienste des Wiedener Herolds)