Baronesse de Fleur war in Gedanken versunken, vor 10 Stunden hatte sie sich zusammen mit Belegon und Henna Strindberg auf das Schiff von Kapitän Moin begeben um die Reise nach Wieden anzutreten.
Die anfängliche Windflaute hatte sich auf wundersame Weise zum Vorteil gewendet, nachdem Belegon sich zum ruhigen Gebet unter Deck zurückgezogen hatte. „Hoffentlich ist der Rat anwesend und schenkt meinen Worten Gehör, die Ereignisse im Verfluchten Krug sind zu dringend, als dass sie warten könnten…!“ Sie entsann sich der Ereignisse des Vorabends und warf Falten in ihre Stirn.
„Baronesse de Fleur, Kapitän Moin bat mich euch zu informieren, dass wir in einer guten Stunde den Hafen erreichen werden“, trat Henna an sie heran. „Ist gut Henna, ich danke Euch“, antwortete die Baronesse der Siebenhöfener Mauerwache und versank wieder in ihren Gedanken.
Belegon trat an sie heran, sah ihre besorgten Blicke und sprach mit seiner ruhigen Stimme zu ihr: „Sorgt euch nicht, Euer Gnaden, ihr habt richtig gehandelt. Hättet ihr Bernhelm diesen selbsternannten Fürsten beseitigen lassen, wäre die Tragweite dieser Tat nicht zu erahnen gewesen. Es hätte aber wohl bei weitem mehr Leiden verursacht, als der Fürst in der kurzen Zeit schon über Soodemunt hereinbrechen ließ. Der Rat wird sich diese Sache annehmen, es ist zu gewaltig, als das er es einfach ignorieren könnte. Ihr habt euch nichts vorzuwerfen!“
„Ich weiß ihr habt recht, Belegon. Dennoch haben wir keine Ahnung, wer bis dahin noch unnötig leiden wird. Das ganze erinnert mich an den Beginn des Krieges in meiner alten Heimat und ich habe mir geschworen…“ „…so etwas nie wieder geshehen zu lassen. Ich weiß, Euer Gnaden. Eure Absichten sind edel und lobenswert, doch diese Angelegenheit habt nicht ihr zu entscheiden. Tragt die Ereignisse dem Rat von Trum vor und wartet deren Entscheidung ab. Ilentesis braucht euch und eure Führungsstärke! Solange der Rat von Trum euch nicht zu irgendetwas auffordert oder eine Bitte bezüglich der
Soodemunt-Problematik an euch richtet habt ihr euch nicht das geringste vorzuwerfen.“ Belegons Worte verfehlten ihr Ziel nicht. Hoffnung keimte in ihrem Herzen. Die Baronesse wirkte gefasst, als beide den Ruf vernahmen: „Hafen in Sicht, wir setzen zu Landung an!“ Unter Dank verabschiedeten sich die Baronesse de Fleur, Belegon und Henna von Kapitän Moin, auf dass man sich in Kürze und wohl behalten wieder sehe. Henna orientierte sich kurz, während Belegon vor einer Eiche kniete und um Schutz für die 3 bat, und übernahm dann die Führung der Gruppe. Die Baronesse und Belegon zogen ihre Kapuzen über die Köpfe um Auffälligkeiten auf ein Minimum zu reduzieren.
So traten die 3 ihr Reise nach Siebenhöfen an. Henna kannte die Straßen und Waldwege wie seine Westentasche, was die 3 ohne nenneswerte Zwischenfälle gut voranbrachte. Eine kleine Herberge kurz vor Siebenhöfen bot ein Bett und eine warme Mahlzeit. Ein paar zusätzliche Kupfer und gesegnete Worte sicherten den 3 eine ruhige, wenn auch kurze Nacht.
Zur 8ten Sunde des 18ten Tages des 12ten Mondes gelangten sie an die Stadtmauern Siebenhöfens. Henna wechselte mit den Gardisten ein paar Sätze und berichtete stolz: „Der Eine ist uns wohl gesonnen, Baronesse! Der Rat trifft heute noch zusammen zu seinem 4ten Jahreszeitentreffen, wir sollten keine Zeit verlieren! Ich geleite euch noch bis dort.“ „Habt ihr euch die Namen der Ratsmitglieder gemerkt, Euer Gnaden?“ fragte Belegon die Baronesse de Fleur.
„Wird schon klappen“ murmelte die Baronesse vor sich hin, während Henna sie zu dem Versammlungsort des Rats geleitete. Henna verabschiedete sich von der Baronesse und Belegon in der Eingangshalle, um das wichtige Anliegen der Baronesse beim Rat anzumelden.
Nun Begann das Warten…