Religion – Belehrung über das Gute und das Böse

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Zum Guten und dem Bösen nicht

Belehrung für Sonnengläubige über das Gute und das Böse

Das Gute und das Böse sind in der Welt. Jedermann scheidet in das Gute und das Böse. Aber nicht jedermanns Schnitt schneidet genau. Die Hand zieht das Messer gern als Linie dem eigenen Wollen zum Gefallen. Viele Glaubensgemeinschaften üben sich in solchem Schnitt, denn sie wollen dienen dem Guten. Andere wiederum haben ausgewählte Belange, dienen der Fruchtbarkeit, dem Ausgleich, dem Tod, durch die der Schnitt hindurchgeht und Teile zur Seite des Guten, aber auch zur Seite des Bösen fallen können. Sie dienen Prinzipien. Elementglaube im Kern seiner unterscheidet nicht zwischen Gutem und Bösem. Feuer und Wasser, Luft und Erde sind weder noch in ihrem Selbst, können aber einem höheren Prinzipal unterstellt für das Gute oder das Böse Verwendung finden.

Wie nun verhält es sich mit dem Sonnenglauben? Gemeinhin und zügig wird die der Sonnenorden dem Guten zugestellt. Denn dass Gute ist Hell, das Böse finster. In einem solchen Standpunkt lebt die Sonne als Gleichnis. Dies ist verwerflich.

Seht, wie die Kinder ihre Eltern achten und ehren. Ist da eines, das da spricht: “Ich verehre meinen Vater, denn er ist ein Gleichnis für die Strenge.”? Ist da eines, das da spricht: “Ich verehre meine Mutter, denn sie ist ein Gleichnis für die Häuslichkeit.”?  Nimmermehr würde ein Knabe, der so redet, zählen können die ihn züchtigenden Ohrfeigen und zu Recht!

Wohl wird er sprechen: “Ich ehre den Vater, denn …” und “Ich ehre die Mutter denn …” So dürfen auch wir nicht sagen, wir verehren die Sonne, denn sie sei ein Gleichnis für das Gute. Sondern wir mögen sagen, wir verehren die Sonne, denn sie spendet die Wärme und das Licht und endlos ist die Zählung ihrer Gaben. Nur so gerät der Gläubige nicht in einen Widerspruch, der da offensichtlich, wenn die Sonne das Korn verbrennt. Es ist nichts Gutes daran, doch es war der Wille der Sonne. Also ist der Wille der Sonne böse? Töricht, wer so denkt! Die Sonne strahlt über die ganze Welt und vielleicht schenkt sie gerade einem Fürsten einen warmen Tag zum Flanieren. Wie kann der Bauer von seinem Felde da zornig reden über das Gute und Böse, wo er nur sieht seine verbrannte Ernte?

Das Gute und das Böse sind für uns geregelt im Gesetz und in der Tradition. Doch worauf sollen wir dann achten? Dies sei unser Gebot: Das Auge scheide Lichtes von Finstrem. Häufig wird dies einhergehen mit dem Guten und dem Bösen, doch seien wir nicht verführt, jenes mit jenem gleichzusetzen. Doch wie erkennen wir? Es gibt Menschen, Kreaturen, Gedanken und Prinzipien, welche das Tageslicht scheuen. Diesen gelte unser Kampf. Was einer tun muss in der Nacht, weil es nicht ans Licht treten soll, wie kann solch eine Tat standhalten vor der Sonne? Es gibt Kreaturen, die Aufsteigen aus dem Dämonenschlund, sobald die Sonne untergegangen, wie können solche Duldung finden unter den Augen eines Gläubigen, der verehrt die Sonne? Ist nun, mit all dem Wissen und all dem Erkannten nicht der aufrechte Räuber, der sich auf dem Wege als solcher zu erkennen gibt nicht tausendmal mehr wert als der im Zwielicht im Geheimen stehlende Dieb?

Merket Euch diese wichtige Scheidung: Es gibt Dinge, die bei Nacht getan werden, aber ebenso bei Tage getan werden könnten. Und es gibt dinge, die nur und ebenda nur bei Nacht getan werden können. Wir müssen nicht das Liebenspärchen niederstrecken, das turtelt unter schlafenden Apfelbaumblüten im Lauschen der Nachtigall. Sonst müssten wir auch erschlagen jeden, der bei Nacht denn schläft. Nein, irrt nicht zu früh, Brüder und Schwestern. Sind somit die Hexen, die tanzen mit Dämonen im Mondesschein nicht für das Feuer gezeichnet, nicht, weil sie Böses tun, sondern, weil sie sich Taten hergeben, die niemmeran im Tageslicht geschehen können. Wenngleich und obleich Böse dieses ist auch und somit sowohl geistlich als auch weltlich zur Verdammung befohlen, liegt unser Zorn nicht auf dem Bruch des Gesetzes, dem wir unterstellt und das wir würdig befolgen.

Nicolodius von Löwenzahn