In einem Wald bei Akede

Zufrieden saß Brunhild neben ihrem Vetter Snorre auf dem Kutschbock und kaute auf einem Kanten Brot herum. Seit heute morgen hatten die Ochsen ordentlich Strecke zurückgelegt und die Peitsche war nur wenig zum Einsatz gekommen. Die Sonne schien für diese Jahreszeit warm vom Himmel und die Wagenkolonne würde die Stadt Akede bei diesem Tempo in zwei Tagen erreichen, um den Honig aus dem Umland, den sie eingesammelt hatten, dort abzuliefern. Glücklich spülte sie den letzten Bissen mit einem Schluck Wasser aus ihrem Schlauch herunter und freute sich schon auf ein schönes kühles Bier in einer der örtlichen Tavernen, bevor sie sich wieder in den Gesang der Vögel vertiefte, die bereits den ganzen Tag den Weg der Waren mit ihren frohen Liedern begleitet hatten.

Doch Moment, Brunhild kratzte sich am Kopf und spitzte die Ohren. Wo waren die fröhlichen Lieder der Singvögel hin? Nur noch das Knarren der Räder und das Brummen der Ochsen erfüllte den Wald. Ein helles Sirren ließ Brunhild hochfahren. Sie dreht den Kopf und sah Snorre, dem sich ein Pfeil in den Hals gebohrt hatte. Sein verzweifelter Versuch zu atmen, brachte eine dunkle Blutfontäne zum Vorschein, die die Brust seines Wamses durchtränkte. Er kippte zur Seite vom Kutschbock und schlug hart auf dem Boden auf.

Brunhild griff sich panisch die Zügel, um die Ochsen zur Eile anzutreiben, aber im nächsten Augenblick fiel eine Fichte vor ihr auf den Pfad vor ihr und versperrte ihr den Weg. Fünf große Gestalten sprangen aus dem Unterholz hervor, die allesamt Äxte oder ähnliches Mordwerkzeug in den Händen hielten und Brunhild war sicher, dass ihr letztes Stündlein nun geschlagen hatte. Zitternd vor Angst wollte sie die Hände heben, aber sie war unfähig sich zu bewegen. Die wild aussehenden Gestalten zerrten sie vom Wagen und zwangen sie auf die Knie.

Schemenhaft nahm sie eine Frau wahr. Und wie betäubt, hörte sie durch den dumpfen Schlag ihres Herzens, eine weibliche Stimme im Befehlston: „Lasst sie am Leben!“ Die kurze Erleichterung, die Brunhilds empfand, wich sofort einer neuen Angst, als die Stimme weitersprach: „Sie ist nicht allzu hässlich und sieht aus, als wenn sie arbeiten kann. Vielleicht ist Sighvardh wieder etwas besser gelaunt, wenn wir ihm etwas für die kalten Nächte mitbringen.“ Sie vernahm noch grölendes Gelächter, bevor ein dumpfer Schlag ihren Hinterkopf traf und ihr schwarz vor Augen wurde.

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