eine lächerliche Chance

An einem großen Bücherregal wühlt Fürst Tillmann Göttel aufgebracht durch staubige Folianten. Immer wieder Flüche ausstoßend hält er plötzlich inne und seine Lippen formen unwillkürlich die hastig gelesenen Worte. “Hah! Hier ist es! Wusste ich es doch!”

Der Foliant, den er triumphierend vor sich hält trägt neben dem prächtigen Wappen Trums einen in schnörkeliger Schrift gehaltenen Namen “Lex Konvent” und die so energisch gesuchte Seite ist mit “Außerordentliche Intervention” betitelt. Der ihm vom Herzen fallende Stein wiegt gefühlte Wagenladungen, ist dies doch die Möglichkeit schlimme Ereignisse noch zu verhindern.

Die Fehde zwischen Champa und Siebenhöfen eskaliert zusehends. Die Inspektoren berichteten gerade eben dem monatlich tagenden Rat von den Plänen des zornigen Ortwins, in den nächsten Tagen schon direkt und gar persönlich mitsamt Truppen in Champa einzufallen und Baron Waag die Missetaten zu vergelten. Bei der gegenwärtigen Stärke und Moral Siebenhöfens wäre solch ein Rachezug wohl mehr als blutig zu bezeichnen. Das Vorgehen der kleinen marodierenden Fehdetrupps derzeit lassen erahnen, dass Gnade und Erbarmen wohl von keinem der Kontrahenten erhofft werden kann. Ein übles Schlachten und Brennen scheint unvermeindlich und es steht zu befürchten, dass durch Bündnisse auch andere Landesherren mit in dieses Unheil hineingezogen würden. Nicht auszumalen, was die Folgen sein könnten.

Schlimmer noch! Kein ordentliches Recht Trums vermag dieses Vorgehen zu verhindern. Kein Ordentliches! Doch hier in der Lex Konvent wurde glücklicher Weise derlei bedacht und die Möglichkeit einer außerordentlichen Intervention geschaffen. Einst schon genutzt durch den Rat, dem Vater Alfried Waags beizustehen beim damaligen Aufstand sektiererischen Landvolks. Daher erinnerte Göttel diese Möglichkeit. Bleibt noch, den Rat davon zu überzeugen, dass wie in der Lex für eine solche Intervention gefordert, die unverbrüchlich Einheit Trums gefährdet ist.

Den Heiligen sei’s gedankt, war dieser eitle Thaumaturge aus Berentrup derart hartnäckig, dass er diesen letztendlich mit hierher nach Siebenhöfen gebracht hatte. “Schickt nach dem Magister!” Göttel ruft dem Büttel noch hinterher “Eiligst!”. In der letzten Woche noch bestand dieser Pfau auf eine Audienz bei ihm, dem Fürsten Werants, und wurde nicht müde, seine, wie es ihm anfangs noch schien, kruden Theorien zum Besten zu geben.

Baron Alfried sei Opfer eines üblen Fluchs und gebärde sich daher wie toll. Dieses Artefakt, gefallener Stern genannt, verwirre
Waags Gedanken. Lächerlich will man meinen. Doch die daraufhin eingeholten Berichte aus Champa und den Vorgängen in Flardiga zerstreuten seine Zweifel an der Geschichte des Magisters.

Ob erfunden oder nicht, Ihm ist’s gleich. Sollte diese Chance das Einfallen Siebenhöfens in Champa und damit weiteres Eskalieren verhindern, wird er, Fürst Tillmann Göttel als Mitglied des Rates eine außerordentliche Intervention fordern.
“Herr!” Göttel wird aus seinen Gedanken gerissen. ” Der Magister der Thaumturgie, Johannes Stattmeyer steht Euch zur Verf…” Der Fürst winkt ab, “Heben wir uns die Förmlichkeit für die Sitzung gleich auf. Nun gilt’s Magister Stattmeyer!” Mit forschem Schritt verlässt der Fürst den Raum mit der Lex Konvent in der Hand Richtung Ratssaal.

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