Angus Reise nach Wieden

Angus Reise nach Wieden

Tag 1
Angus hatte sich ein Pferd aus den Stallungen ausgesucht und befestigte die letzten Gepäckstücke an dem Sattel. Er war froh mit dem Pferd reisen zu dürfen, da ihn die letzten Verletzungen, die er in Solania davon getragen hatte, daran hinderten richtig Luft zu bekommen. An ihm waren nicht die typischen grün braunen Wappenfarben zu sehen und auch sonst trug er nichts was ihn als Söldner der grünen Feste auswies. Einzig und allein der Artikelbrief und eine Kette mit Anhänger, die er unter der Kleidung trug, identifizierten ihn als Söldner aus Märgelfurt. Er hielt es für besser wenn nicht gleich jeder wüsste wer ihm da gerade Fragen stellt. Wahrscheinlich würde er 2-3 Wochen bis nach Wiedenau brauchen, je nach Wetter. Er war sich nicht ganz sicher welche Route er nehmen würde aber seine ersten Ziele würden Wilgau und Sareven sein.
Der Leutnant hatte ihm einige Silberstücke aus der Kriegskasse gegeben, das würde für den Hin- und Rückweg reichen sowie bei bedarf einige Zungen zu lockern. Jetzt wartete er nur noch auf eine Landkarte die ihm Conrad noch geben wollte. Wenn er nichts vergessen hatte würde er gegen die Mittagsstunde aufbrechen.

Tag 2
Ich habe mich entschlossen die Straße Richtung Blonbruch zu nehmen um dann über den Gebirgspass mach Rinesburg zu kommen. Das hatte den Vorteil das ich die Wälder im Süden meiden konnte und auch die eine oder andere Meile. Allerdings war der Weg auch etwas beschwerlicher. Die Wälder waren angesichts des Gefängnisausbruchs immer noch gefährlich wie ich das letzte Mal schmerzlich erfahren durfte.
Auf dem Gebirgspass war nur wenig los. Unterwegs begegnete mir ein nur ein Reiter der es wohl sehr eilig hatte und ein Händler mit seinen beiden Söhnen. Ihre Kutsche hatte ein gebrochenes Rad und sie waren gerade dabei es zu wechseln. Ich packte kurz mit an und erfuhr dabei das sie von Rinesburg nach Holzkamp eine Werkzeuglieferung brachten. Er gab mir zum dank eine Flasche Wein mit und sagte mir noch das der letzte Regen einige Felsen am Pass gelockert hat.
Ich ritt die ganze Nacht durch aber bis auf eine paar kleinere Felsbrocken hielt mich nichts weiter auf.
Am Späten Vormittag erreichte ich die ersten abgeernteten Felder von Rinesburg. Es war ein großer Fehler die ganze Nacht durch zu reiten. Ich habe lange zeit nicht mehr auf einem Pferd gesessen und mein Rücken fühlte sich an als ob er mehrfach gebrochen wäre. Um genau zu sein gab es nicht einen Knochen den ich nicht spürte. In der Stadt selber erwartete mich reges Treiben. Ich nahm mir ein Zimmer und viel in einen tiefen Schlaf.

Tag 3
Nachdem ich viel zu lange geschlafen und einen Heiler besucht hatte der sich meinen Rücken mal genauer ansah, verließ ich Rinesburg und folgte der Straße Richtung Thortmanne. Ich hatte beschlossen heute nicht so lange auf dem Pferd zu sitzen um meinen Rücken zu schonen. Dass Wetter verschlechterte sich sowieso und bevor meine Kleidung komplett durchnässt ist sollte ich ein Gasthaus aufsuchen.
Unterwegs nach Thortmanne begegneten mir ein gutes Dutzend Pferdegespanne mit den unterschiedlichsten Ladungen und eine Patrouille bestehend aus 5 Soldaten. Sie Trugen das Banner aus Thortmanne. Ich sah wohl zu verrissen aus als das sie mich ohne genauerer Kontrolle und nach akribischer Prüfung einiger Steckbriefe weiter meines Weges ziehen ließen. Sie sagten mir das hier in letzter Zeit viele Händler überfallen worden sind. Da ich ein Schwert bei mir trug hatte ich keine andere Wahl als ihnen meinen Artikelbrief zu zeigen. Sie ließen mich weiter ziehen und ich erreichte am späten Nachmittag Thortmanne.
Tag 4
Ich verbrachte die Nacht in einem Gasthaus mit dem seltsamen Namen “Das hinterste Eck“. Nur der Eyne wusste warum der Wirt sein Gasthaus so nannte. Als ich nach einem deftigen Essen und einigen Bechern Wein auf mein Zimmer ging, um mich zur Ruhe zu legen, kreisten meine Gedanken um Kunigal, Arndt und diesem Remal. Was führt Arndt wirklich im Schilde? Und vor allem, was wird mich in Wieden erwarten?
Nach einer kurzen Nacht sattelte ich mein Pferd und machte mich weiter auf dem Weg. Ich beschloss vorher noch die Kirche des Eynen zu besuchen um für Beistand und Schutz auf meiner Reise zu bitten. Ich betete ein Reisegebet welches mir Conrad beigebracht hatte. Irgendwie hatte ich das ungute Gefühl das ich die Gunst und den Schutz des Eynen schneller brauchen würde als mir lieb sei.
Wenn ich gut vorwärts komme würde ich noch heute Hardemunt verlassen und die Sewenlande erreichen. Ich richtete mich auf meine erste Nacht unter freiem Himmel ein.

Tag 5
Das Wetter klarte auf und es wurde kalt. Schon am frühen Abend bildeten sich dichte Nebelschwaden die sich über das Land legten. Nicht gerade ideal um unter freiem Himmel zu nächtigen. Die feuchte Luft durchdrang selbst die dickste Winterkleidung. Ich fand etwas abseits des Weges eine geeignete Lagerstelle und es gelang mir tatsächlich, trotz der letzten Regenfälle, ein Feuer zu entfachen. Es rauchte zwar ein wenig aber es würde vielleicht Wölfe und andere wilde Tiere abhalten. Ich röstete etwas Brot über dem Feuer und trank dazu den Wein den ich von dem Fahrenden Händler in der nähe von Rinesburg bekommen hatte. Man war das ein Fusel aber er wärmte ein wenig.
Ich wickelte mich in allen Kleidungsstücken, Decken und Fellen ein die ich dabei hatte und legte mich schlafen.
Mitten in der Nacht schreckte ich hoch. Mein Feuer war fast aus gegangen und ich hatte von der Kälte ein Krampf im Bein. Das Pferd scheute und war unruhig. Ich schaute mich um und obwohl der Mond hell am Himmel stand konnte ich nichts erkennen. Aber ich konnte etwas hören. Das knacken von Ästen im Unterholz. Langsam griff ich nach meinem Schwert und rollte mich in ein Gebüsch. Dann sah ich einen Schatten. Der Schatten bewegte sich auf die spärlichen Reste meines Lagerfeuers hin ließ sich hastig daneben nieder und wärmte sich die Hände. Ich konnte die Zähne bis zu mir hin klappern hören. Dann sagte die Person leise und mit zittriger Stimme „Hallo, ist dort wer? Ich will mich nur wärmen und ich mache bestimmt keinen Ärger“. Der Stimme nach war es ein junger Mann. Aus dem Schatten heraus riet ich ihm die Hände über der Glut zu lassen, sonst würde ihn mein Pfeil treffen. Er blickte sich ängstlich in meine Richtung um und beteuerte das er keinen Ärger machen würde. Ich fragte wer er sei und er stellte sich als Kamil Aturas vor. Er sei der Novize eines Schreibers und Student der politischen Geschichte Trums.
Der Junge hatte die Hose voll und ich beschloss aus dem Schatten zu treten. Er bemerkte spitzfindig das ich ja gar keinen Bogen hatte aber nach einem bösen Blick von mir hielt er es wohl für besser die klappe zu halten. Ich legte die letzten beiden Holzstücke auf die Glut und als die ersten Flammen wieder empor schlugen sah ich mir das Gesicht es Jungen näher an. Er war höchstens 16 Sommer alt und auf seiner Kleidung klebten Blutflecken. Ich sah ihn erstaunt an und er sagte mir schnell es sei nicht seins. Das machte die Sache nicht besser und ich fragte wessen Blut es dann sein. Kamil sagte das es eine etwas längere Geschichte ist und ich war ganz Ohr.

Tag 6
Da Kamil kein Pferd hatte gingen wir am anderen Morgen zu Fuß weiter. Ich führte mein Pferd am Zügel. Er erzählte mir das er aus Wilgau geflohen sei. Sein Mentor hatte die Aufgabe mit ihm und einigen anderen Schreibern diverse Handelsverträge und Steuerurkunden im Hafenkontor von Wilgau zu prüfen. Sie handelten auf Geheiß des Fürsten, Aribert Hengst von Wilgau . Auf einmal wurde das Gebäude von ihm unbekannten Soldaten gestürmt und sie wurden ohne Vorwarnung angegriffen. Sein Mentor hätte ihm noch gesagt sie seien ihm auf die Schliche gekommen und er solle seine Unterlagen in Sicherheit bringen. Er konnte über einen Seiteneingang mit der Büchertasche seines Mentors unbemerkt entkommen.
Na toll, wenn mich nicht schon längst die Schergen vom Primgal verfolgten würden es jetzt auf jeden Fall irgendwelche Söldner aus Wilgau tun. Das würde meine Mission gefährden. Ich musste Kamil los werden und zwar so schnell wie möglich. Ich sagte ihm das sich nun unsere Wege trennen würden und ich stieg auf mein Pferd. Er sah mich erschrocken an und sagte das er nicht wüsste wo er hin sollte. Diese frage konnte ich ihn auch nicht beantworten. Dann sagte er das er mir helfen könnte und er könne mich sehr gut bezahlen wenn ich ihn beschützen würde. Ich wollte mich gerade darüber lächerlich machen womit er mich denn bezahlen wollte als er vor trat und mir ein Goldstück in die Hand drückte. Ich musste ein wenig mit meiner Fassung kämpfen. So viel Geld hatte mir noch nie jemand in die Hand gedrückt. Er sagte das ich noch eins bekommen würde wenn er in Sicherheit sei. Ich stieg vom Pferd ab und sagte: „In Wieden seit ihr sicher.“

Tag 7
Kamil war wirklich eine großartige Hilfe. Er kannte sich bestens in der Umgebung von Wilgau und Sareven aus da er sich in seinem Studium mal mit der Topographie der Region beschäftigt hatte. Was auch immer das zu bedeuten hatte.
Nachts wagten wir es nicht ein Feuer zu entfachen, da wir wussten das wir verfolgt wurden. Nur Öllampen und Laternen mit Kerzen kamen in Frage. Da die Witterung etwas milder geworden ist, war es auch nicht ganz so tragisch. Aber die Nächte waren trotzdem kalt. In der Zeit wo wir rasteten beschäftigte sich Kamil mit den Unterlagen seines verstorbenen Meisters. Am Zweiten Abend fand er heraus das eine Menge Frachtpapiere in Wilgau im Nachhinein manipuliert wurden. Ganze Schiffsladungen mit Stoffen oder Gewürzen die offenbar solche Ladungen gar nicht enthielten. Aber welche Ladung hatten sie dann? Er sagte mir das er sich damit richtig befassen würde wenn ich ihn in Sicherheit gebracht habe. Dass könne er hier in der Wildnis nicht heraus finden.
Obwohl wir zu Fuß reisten erreichten wir Sareven nach 3 Tagen. Wir nahmen uns in einer Taverne vor den Stadtmauern zwei Zimmer und anschließend sahen wir uns in der Stadt ein wenig um. Es war Markt und Sareven platze aus allen Nähten. Kamil fragte mich was mich nach Wieden führen würde. Ich hatte befürchtet das er mich das irgendwann fragen würde. Ich sagte ihm das ich einen bestimmten Schreiber suchen würde der etwas für den Wiedener Herold geschrieben hatte. Er bekam große Augen und fragte wieso ich das nicht gleich gesagt hätte. Er hätte zum Herold einige Kontakte. Kamil sagte außerdem das ich dafür doch gar nicht bis nach Wieden reisen müsste. Es gäbe eine kleine Druckerei und eine Schreibstube des Wiedener Herolds hier in Sareven. Dieses Mal bekam ich große Augen. Führt mich hin Kamil. Es dürfte nicht schaden sich dort mal um zu gucken.

Tag 8
Kamil führte mich zu einem großen Gebäude aus Stein. Ein kleines Schild das an einer Kette befestigt war hing über dem Eingang. Auf dem Schild waren zwei gekreuzte Federn über einem Tintenfass zu sehen und darunter stand etwas. Wieder erwies es sich als nützlich das ich Kamil dabei hatte. Er sagte mir das auf dem Schild Wiedener Herold steht. Ich prägte mir die Schrift gut ein damit ich sie wieder erkennen würde falls mir Kamil mal nicht zur Seite stand.
Wir betraten das Haus und standen in einem Raum in dem unzählige kleine Tische standen an denen mindestens ein dutzend Männer und Frauen an verschiedenen Schriftstücken arbeiteten. Zwei Männer bedienten sogar eine Druckerpresse.
Ein älterer Mann in grauer Robe kam auf uns zu und fragte wie er uns helfen könnte. Kamil ergriff das Wort und sagte das er ein Novize von Hartmut Feldreiter gewesen sei und das er und sein Begleiter auf der Suche nach einem Schreiber sind der etwas im Herold veröffentlicht hat. Der ältere Mann stellte sich als Paulus vor und er sei der Leiter dieser Niederlassung des Wiedener Herods. Er erinnerte sich an Kamils Mentor und meinte das seine Schüler immer die gelehrigsten gewesen seien. Aber um uns helfen zu können bräuchte er mehr details. Ich erklärte das jemand einen Text veröffentlicht hat in dem es um den tot des Kunigals geht und das der Text nicht der Wahrheit entsprach. Es wird der gute Ruf der Söldner der grünen Feste in Frage gestellt und der Führung von Märgelfurt Mord vorgeworfen. Das ist schlicht und einfach eine Lüge und ich bin geschickt worden heraus zu finden was den Verfasser dazu gebracht hat solche Lügen zu verbreiten. Paulus wirkte nachdenklich. Schließlich sagte er das er sich an den Artikel erinnerte und das er sogar mal dem Kunigal persönlich begegnet sei. Aber er müsste erst im Archiv nachsehen wer den Artikel verfasst hat. Aber er sei sich ziemlich sicher das der Artikel hier in Sareven verfasst wurde. Das würde allerdings einige Stunden in Anspruch nehmen. Wir sollte heute nochmal in den Abendstunden vorbei gucken. Er würde sowieso bis in die späten Stunden arbeiten und dann könnte er uns bestimmt einiges mehr zu der Sache erzählen.
Ich konnte es kaum glauben, die erste heiße Spur. Ohne Kamil wäre ich an ihr vorbei geritten. Kamil und ich gingen zurück Taverne und machten unterwegs noch eine beunruhigende Entdeckung. Am Stadttor hing ein Steckbrief von Kamil, gesucht wegen den Mord an Meister Hartmut Feldreiter.

Tag 9
Mir war klar das es nur eine Frage der Zeit war das man Kamil Steckbrieflich suchte. Aber so schnell habe ich nicht damit gerechnet. Die Dokumente die er dabei hatte bereiten irgendwen große Kopfschmerzen, jemand sehr mächtigen mit sehr viel Einfluss.
Kamil sog sich die Kapuze seines Umhangs etwas tiefer ins Gesicht und wir gingen weiter Richtung Taverne. Er war nervös und hatte auch allen Grund dazu.
Im Gasthaus angekommen stärkten wir uns erst einmal mit einem üppigem Essen. Kamil fragte mich wie wir jetzt weiter vorgehen werden. Ich sagte ihm das ich mich nachher alleine mit Paulus beim Herold treffen werde und das er sich in seinem Zimmer einschließen und sich bedeckt halten sollte. Morgen in aller frühe werden wir weiter ziehen und so weit es möglich ist alle größeren Städte meiden. Kamil war mit meiner Idee einverstanden und sagte das er dann wenigstens mal etwas Zeit hätte sich näher mit den Dokumente seines kürzlich verschiedenen Mentors zu befassen. Vielleicht findet er ja heraus warum so viele Menschen bisher dafür sterben mussten.
Als es dunkel wurde verabschiedete ich mich von Kamil und machte mich auf Richtung Haupttor. Am Tor wurde ich durchsucht. Nach Einbruch der Dunkelheit wollten die Wachen allerdings keine Bewaffneten mehr in die Stadt lassen. Zu viel Gesindel sei Unterwegs. Erst als ich meinen Artikelbrief vorzeigte und mich damit auswies ließen sie mich eintreten. Auf den Straßen war nicht mehr viel los und ich kam zügig an mein Ziel. Es brannte noch Licht im Wiedener Herold und so trat ich ein.
Es war still und vom regen Treiben des Tages war in der Schreibstube nichts mehr zu sehen. Lediglich ein paar Öllampen brannten noch. Ich tat ein paar Schritte in den Raum und guckte ob ich Paulus irgendwo erblicken konnte. Ich spürte wie ich ich in etwas trat. Es war eine dunkle Flüssigkeit, jemand hatte Tinte verschüttet. Da ich nicht den Fußboden der Schreibstube mit meinen Fußabdrücken übersähen wollte nahm ich mir von einem Schreibtisch ein Tuch und wischte mir so gut es ging die Stiefel sauber. Erschrocken musste ich feststellen das ich mir keine Tinte von die Stiefeln gewischt habe sondern Blut. Mir richteten sich die Nackenhaare auf, aber noch bevor ich mein Schwert gezogen hatte traf mich etwas in die Brust. Ein gleißender Schmerz breitete sich in in mir aus und ich stolperte über einen Stuhl. Ich richtete mich so schnell ich konnte wieder auf und sah eine Gestalt die versuchte eine Armbrust zu spannen. Erst jetzt sah ich den Bolzen der aus meiner Brust ragte. Neben mir wurde eine Tür auf gestoßen und eine wild aussehende Gestalt stürzte mit einer Axt auf mich. Nur eine Ahnung lies mich ausweichen und der Kopf des Angreifers rollte über den Boden. Mein Blick richtete sich auf den Schützen der gerade einen neuen Bolzen einlegt hatte und auf mich zielte. Ich warf mein Schwert und traf…..ein Regal mit Schriftrollen.
Der Schütze war für einen Augenblick so erschrocken das ich die Zeit nutzen konnte einen Schreibtisch um zu stoßen und dahinter in Deckung zu gehen. So eine Scheiße. Es gab einen dumpfen Knall als der Bolzen den Tisch zur Hälfte durchschlug. Ich hob den Tisch an und stürmte damit auf den Schützen zu. Bei dem Aufprall rammte ich mir den Bolzen in meiner Brust noch tiefer hinein. Ich schrie auf und mein Sichtfeld verengte sich zu einem Tunnel. Nur nicht das Bewusstsein verlieren. Ich zog mein Messer und stach wie wild auf jedes Körperteil ein das unter dem Tisch hervor schaute. Er schrie wie am Spieß. Ich machte weiter bis es ruhig wurde. Ich weis nicht wie lange ich noch auf dem Tisch gelegen habe bis ich mich schließlich aufrichtete und mir Brandgeruch in die Nase stieg. Ich torkelte benommen auf eine Tür am Ende des Raumes zu und öffnete sie. Heißer Rauch und Flammen stiegen mir entgegen. Alles stand lichterloh in Flammen.
Ich hustete und benommen von Schmerz und Rauch zog ich mein Schwert aus dem Regal und verließ das Haus.Ich wankte durch die Straßen und hatte Mühe die Orientierung zu behalten. Hoffentlich würden mich die Wachen nicht aufhalten. Plötzlich hörte ich Glocken läuten und in der Ferne Leute “Feuer“ rufen. Immer wieder sah ich mich um, um sicher zu gehen das mir niemand folgt. Als ich das Stadttor erreichte waren die Wachen in heller Aufruhr. „Seht, die Stadt brennt“ riefen sie. Die Gelegenheit war günstig da die Wachen abgelenkt waren und ich lief leicht torkelnd durch das Tor. Eine der Wachen bemerkte mich und schrie mich an „halt, stehenbleiben“. Aber sie hielten mich für einen Besoffenen und schickten mich weiter. Glück gehabt.
Auf dem Weg zur Taverne kamen mir mehrere Leute entgegen die mitbekommen haben das es in Sareven brennt. Sie liefen aus ihren Häusern um sich das Spektakel anzugucken. Als ich bei der Taverne ankam stand der Wirt vor dem Gasthaus mit einigen seiner Gäste. Sie sahen sich das Feuer aus der Ferne. Mittlerweile war über Sareven ein heller Feuerschein zu sehen, das Feuer schien sich aus zu breiten. Ich hoffte sie würden es unter Kontrolle bringen.
Ich versteckte den Bolzen in meiner Brust so gut es ging und betrat die Taverne und ging ohne Umweg die Treppen hoch zu Kamils Zimmer und klopfte an. Die Tür schwang langsam auf und ich blickte auf das heillose Durcheinander in Kamils Zimmer. Jemand hatte Kamils Zimmer durchsucht und dieser Jemand saß auf einem Stuhl und guckte mich mit einem breiten Grinsen an. Rechts und links von ihm standen zwei Soldaten. Er sagte mir das er mich erwartet habe und sich sehr darüber freuen würde wenn ich ihm sage wo sich Kamil versteckt hält. Ich sagte irgend etwas über seine Mutter dann spürte ich einen Schmerz in meinem Rücken. Ich sank zu Boden und über mir erblickte ich einen Soldaten mit einem blutigen Dolch in den Händen. Der Mann auf dem Stuhl sprang verärgert auf und fauchte den Soldaten an dass er mich schlagen aber nicht töten sollte. Nur wenn er lebt zahlt der Primgal den vollen Preis und er hätte uns sagen können wo Kamil steckt. Dann verlor ich das Bewusstsein…

Träume
Schmerzen, unendliche Schmerzen…..etwas reißt an mir, ich habe das Gefühl das ich in Stücke gerissen werde. Ich will schreien, aber kein laut verlässt meine Lippen. Ich öffne meine Augen, aber es umgibt mich nur erdrückende Dunkelheit. Nach einer Ewigkeit hört der Schmerz auf einmal auf. Ich höre eine Stimme….sie spricht eine harte raue Sprache die ich irgendwo schon einmal gehört habe. Diese Stimme frisst sich in mein Bewusstsein und befiehlt mir aus der Dunkelheit zu treten.
Ich öffne die Augen und sehe mich um. Überall hängen Holztafeln mit Runen von denen Blut tropft. Ich bin auf einem steinernen Altar gefesselt und mein nackter Körper ist über und über mit blutigen Runen bemalt. Etwas bewegt sich und erst jetzt sehe ich den alten Mann. Er ist mit Fellen behangen und in seiner Hand hat er ein langes Messer das mit Runen verziert ist. Er sieht mich mit den stechenden Blick eines Adlers an, fängt an zu grinsen und sagt: Ihr müsst erschöpft sein, ihr solltet schlafen. Er berührt mich mit dem Griff seines Messers an der Stirn und meine Augen schließen sich.

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